Neue Freiheit für Frauen

#Feminismus 

Schon als kleines Mädchen beneidete ich die Jungs darum, dass sie es mit dem Pipi machen so leicht haben. Noch schlimmer wurde es, als ich anfing, auf Festivals zu gehen. Bis ich dann die Lösung entdeckte: Urinella, Pibella, Fusionella oder – wie ich auch gern zu sagen pflege – die Schwanzverlängerung für Frauen.

[Text: Rosa Rot | Illustration: no-gods-no-masters.com]

 

 

Während meiner Experimente mit der Urinella wurde mir als Erstes bewusst, dass es für Jungs und später Männer das Selbstverständlichste der Welt ist, ihren Penis in die Hand zu nehmen. So bekommt man natürlich ein Gefühl für sein Geschlechtsteil und kann das Zielen lange üben. Ganz im Gegensatz zu mir. Ich stellte fest: Gar nicht so leicht, das Im-Stehen-pinkeln. Es erfordert definitiv die Bereitschaft, sich mit der weiblichen Anatomie auseinander zu setzen, und den ein oder anderen Pipi-Fauxpas in Kauf zu nehmen. Deshalb lasst Euch zu Eurer Beruhigung gesagt sein: Euer Urin ist steril, wenn er aus Euch raus kommt! Ehrlich! Und die Mühe lohnt sich, wenn man als Frau des Öfteren an der frischen Luft unterwegs ist.

So funktioniert’s

Die Urinella funktioniert wie ein Trichter, den die Frau direkt unter ihre Scheide hält, was nach ein paar Versuchen auf jeden Fall machbar ist. Was mich störte, ist der entstehende Müll. Denn weil die Urinella aus Pappe ist, eignet sie sich nur zum einmaligen Gebrauch. Dann stieß ich bei meiner Recherche auf die Pibella, eine immer wieder verwendbare, gut zu reinigende, antibakterielle Kunststoffvariante der Urinella. Nachteil: Die Öffnung, in die es zu pinkeln gilt, ist klein. Exakte Platzierung unabdingbar! Dennoch muss ich sagen, dass ich lieber einen Tropfen Pipi in der Hose habe, als mich mehr schlecht als recht und sehr angewidert über eine Autobahntoilette zu hängen, um mich trotz aller Bemühungen am Ende doch irgendwie eklig zu fühlen. Auch im Stehen an den Zaun, Baum oder Busch zu pinkeln ist toll! Denn wenn Frau nun auch endlich neben ihrem Mann oder ihren Kumpels stehen und pinkeln kann, dann eröffnen sich ganz neue Perspektiven!

Positiver Nebeneffekt

Frau kann die Hosen anlassen, denn es reicht, den Hosenstall zu öffnen und die Schwanzverlängerung zu platzieren. An dieser Stelle möchte ich noch anfügen, dass ich anfangs das Im-Stehen-pinkeln gern „geübt“ habe, wenn ich einen Rock trug. Das erleichtert das Handling enorm, da die Urinierhilfe im Gegensatz zu einem Penis doch recht unflexibel ist. Man sollte bedenken, dass das Ding irgendwie durch den Hosenstall durchgewurschtelt wird. Außerdem muss ich ehrlich zugeben, dass es eine Weile gedauert hat, bis ich mich das erste Mal auf einem Festival an eine Ladypissrinne getraut habe. Schließlich wollte ich mich nicht blamieren neben den ganzen anderen Stehpinklerinnen! Aber auch diese Sorge stellte sich als unbegründet heraus, denn Stehpinklerinnen sind ein ganz anderer Schnack als schon immer im Stehen pinkelnde Männer. An der Stelle sei den Herren der Schöpfung gesagt, dass es höchst unangenehm ist, an der Pissrinne angeglotzt zu werden, als sei man nicht ganz normal! Wesentlich eleganter wäre es, wenn Ihr uns als ebenbürtige Stehpinklerinnen betrachten könntet. Sicher ist dieses Bild kein alltägliches für Euch, die Ihr schon seit jeher immer und überall hinpinkeln könnt, aber Ihr kommt schon damit klar.

 

PS: Dieser Artikel erschien erstmalig in der 8. Ausgabe des VONWEGEN-Magazins im Oktober 2017.

 

 

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