Voll verplant: Mit dem Zweirad in die Zukunft

#Verkehr #Lokales #Radfahren

Man kann dieser Stadt ja vieles vorwerfen: etwa den eklatanten Mangel an innerstädtischen Atommüll-Endlagern oder die spärliche Anbindung an einen Weltraum-Bahnhof. Doch auch ohne diese zukunftsorientierte Infra-struktur glaubt man in Göttingen an ein besseres Morgen und will bis 2030 klimaneutral werden. Warum auch nicht, der Mensch wächst oft an seinen Zielen. Für das Ziel der Klimaneutralität gibt es nicht nur einen Plan – es gibt davon gleich vier. Ein Blick auf den Status quo wirft die Frage auf: Sind es zu viele?

[Text: Kai Uhlemann | Illustrationen: Mrs. Hippie, August-Stukenbrock-Fahrradwerke Einbeck, Katalog von 1912 | Foto: Vanessa Pegel]

Die rasenden Radler von Mrs. Hippie.

 

Das deutsche Verkehrssystem entwickelt sich viel zu langsam in Richtung Nachhaltigkeit. Mit nachhaltiger Mobilität lassen sich die Lebensqualität der Menschen und die Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen verbessern … Die Verbraucher müssen ihr Mobilitätsverhalten ändern, sie müssen dazu aber auch in der Lage sein: Ohne einen schnelleren Ausbau des öffentlichen Verkehrs, der Lade­infrastruktur oder von Radwegen wird dies nicht gelingen.“ 

Diese Forderungen aus dem Februar 2022 hätten vor zwanzig Jahren sicher noch heftige Schockwellen ausgelöst, Demo-­bedingte Straßensperren oder blutige Barrikadenkämpfe. Heute erstaunt weniger der Inhalt dieses Zitates als der Blick auf dessen Urheber: Die Aussagen stammen mitnichten von den Grünen oder von der Fridays-for-future-Family, sondern von Gerhard Hillebrand, Verkehrspräsident des ADAC. 

Der ADAC verlangt mehr Tempo – diesmal beim Verkehrswandel

Der einstige Kampfbund der Bleifüße fordert also heute den verstärkten Ausbau von ÖPNV, Ladesäulen und sicheren Wegen für das Fahrrad. Mehr noch: Der Wandel des Verkehrssystems müsse sich „erheblich beschleunigen“ – schon um die erforderliche Minderung der CO2-Emissionen zu erzielen. Selbst fantasievolle Gemüter hätten vor zwanzig Jahren angesichts einer derartigen Entwicklung ihren Rauschmittelpegel überprüft oder sich am bekannten Bonmot von Helmut Schmidt orientiert [„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“]. So ändern sich die Zeiten.

In unserem grünen Göttingen hat die Zeitenwende in Richtung nachhaltiger Mobilität schon längst stattgefunden. So wollen es uns zumindest die offiziellen Benchmarks glauben lassen: Der Radfahranteil am städtischen Verkehr beträgt beachtliche 28 Prozent, für Fahrten bis zu drei Kilometer Länge und in die City ist das Fahrrad das bevorzugte Verkehrsmittel. Dazu kommt der bundesweit erste eRadschnellweg mitten durch das Zentrum inklusive guter Beleuchtung, glattem Straßenbelag und Grüner Welle – eine Verlängerung bis Rosdorf und Bovenden ist schon fest eingeplant. Aber auch die kostenlose Fahrradmitnahme in den Stadtbussen, ein nagelneues Parkhaus für Zweiräder in der Hospitalstraße und aktuell drei ausgewiesene Fahrradstraßen sind beachtliche Meilensteine auf dem Weg in eine umweltfreundliche Zukunft. 

Alles super – zumindest theoretisch

Die Erfolge strahlen mittlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus. Mit der Tour d’Energie gibt es ein überregional beachtetes Radrennen, das Ende April 2022 über 3.000 Menschen auf die Sättel brachte. Kein Wunder also, wenn Göttingen beim Fahrradklima-Test des ADFC [hier mit F statt A] als fahrradfreundlichste kleine Großstadt in Deutschland seit Jahren vorweg fährt. Der bei der Abstimmung häufig beklagte Fahrraddiebstahl, die oft unzureichende Radwegweisung oder das Guerilla-Parken am Bahnhof? Geschenkt – zumal es gerade für Bahnreisende ein komfortables überwachtes Parkhaus gibt [mehr Infos im Serviceteil weiter unten]. 

Schon 2015 hat Göttingen bei der Gründung der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen [AGFK] Pate gestanden, weil man „die Radverkehrsförderung in Niedersachsen als Gemeinschaftsaufgabe“ ansehe und sich „auf den regelmäßigen Erfahrungs- und Informationsaustausch“ freue, wie man seinerzeit angab. Inzwischen sind auch die Landkreise Göttingen und Northeim Mitglieder im AGFK-Club. 

Durchfahrt verboten: Schranke und Poller auf Göttingens Radfernwegen

Bleibt nur zu hoffen, dass niemand sich verleiten lässt, mit einem Cargobike auf dem ausgewiesenen Radweg von Göttingen nach Northeim zu düsen: Das Befahren der wichtigen Nord-Süd-Achse ist nämlich zwischen Göttingen-Weende und Bovenden seit September 2021 offiziell verboten, seit Februar 2022 versperren Poller und Schranke den Weg. „Schranke blockiert den Leine-Heide-Radweg“, titelte die HNA am 18.02.22 – und nennt damit nur einen Teil der Wahrheit. Der Abschnitt gehört nämlich zu gleich drei Radfernwegen: dem Leine-Heide-Radweg, dem Weser-Harz-Heide-Radfernweg und dem Leine-­Rhume-Hahle-Radweg, der 2020 eröffnet wurde. Kein Scherz: Göttingen-Stadt und die Landkreise Göttingen und Northeim sind gemeinsame AGFK-Mitglieder. Doch die drei Radfernwege, die zwischen diesen Kommunen verlaufen, dürfen nicht durchgängig beradelt werden – schon gar nicht mit einem Cargobike, das in der Enge der aufgestellten Barrieren einfach steckenbleibt. Eine Provinzposse, die so gar nicht ins unbeschwerte Bild vom regionalen Fahrradglück passen will. 

Das kommt wohl davon, wenn man den gedachten „Erfahrungs- und Informationsaustausch“ auf den gelegentlichen Plausch unter seinesgleichen beschränkt. Die Feldmarkinteressentenschaft Bovenden mit ihren rund 200 Mitgliedern hat es jedenfalls satt, sich während der Treckerfahrt auf ihren eigenen Wegen von radfahrenden Menschen bepöbeln zu lassen. Denn auch das gehört zur Wahrheit: Ein Fahrrad allein ist noch kein Garant für gute Umgangsformen.

Das Fahren mit Fahrrädern auf faktisch öffentlichen Wegen wird zwar durch das Niedersächsische Waldgesetz ausdrücklich gestattet – die „Betretensrechte“ dürfen aber durch Zeichen oder Sperren verhindert oder wesentlich erschwert werden, sofern dies zur ordnungsgemäßen landwirtschaftlichen Nutzung der Grundstücke erforderlich ist. Welches Recht nun den höheren Rang genießt, bleibt noch zu klären. Ulrich Lottmann, Sprecher des Landkreises Göttingen, räumt ein: „Unabhängig von den Rechtsfragen ist aber eines deutlich: Die Duldung zur Nutzung des Weges durch Radfahrer liegt nicht mehr vor“. Auch mehrfache Gespräche mit der Feldmarkinteressentenschaft haben noch keine Lösung erzielt. Nun rächt es sich, dass die beiden Fernradwege seinerzeit ohne vorherige Rücksprache mit den Eigentümer*innen festgelegt wurden. 

Vier von fünf Radrouten im Landkreis führen über Wirtschaftswege

Das Problem ist weder neu noch auf diese Hauptschlagader des Radverkehrs beschränkt: Anders als in anderen Landesteilen gehören diese Feld- und Wirtschaftswege nicht den Kommunen, sondern sind Privateigentum der landwirtschaftlichen Betriebe. Von einer riesigen Landmaschine aus ergibt sich aber ein ganz anderer Blick auf diejenigen, die die engen Feldwege für die Fahrt zur Arbeit oder zur Erholung nutzen: Jede solche Begegnung ist nicht nur mit einem großen Sicherheitsrisiko verbunden, sondern zieht auch mögliche Verluste an Zeit und Geld nach sich, wenn Felder bestellt oder geerntet werden. Kein geringes Übel: Von 170 Kilometer Radfernwegen im Landkreis Göttingen führen achtzig Prozent über land- oder forstwirtschaftlich genutzte Wege. Nicht nur Rechtssicherheit, sondern auch gegenseitige Rücksichtnahme stehen im Fokus der Landwirtinnen und Landwirte – das sagen sie, wenn man sie denn fragt.

Das Bewusstsein über diesen Zielkonflikt ist im Landkreis schon länger vorhanden. Seit 2005 sei man bereits mit dem Landvolk im intensiven Austausch zur Wegenutzung, hieß es im Sommer 2021 aus dem Munde der damaligen Kreisrätin Christel Wemheuer: „Es geht darum, als Landkreis Verantwortung zu übernehmen und die Wegeeigentümer nicht allein dastehen zu lassen“. Bereits Ende 2020 habe der Kreistag entsprechende Geldmittel freigegeben, um künftig nicht nur Wegweiser aufstellen und reinigen, sondern auch Schlaglöcher ausbessern und störenden Bewuchs zurückschneiden zu können. Woran es jetzt noch fehle, seien konkrete Vereinbarungen mit den betroffenen Feldmarken und Realverbänden, um diese Unterstützung endgültig zu regeln. 

An Vereinbarungen mit der Land- und Forstwirtschaft fehlt es im Landkreis auch andernorts. So hat das Radwegekonzept für Landesstraßen des Landes Niedersachsen schon 2016 einen durchgehenden Radweg von Duderstadt nach Hilkerode vorgesehen. Bisher gibt es dort nur ein kurzes Teilstück, an dessen Ende gilt es wieder auf Feldwege auszuweichen. Zuständig für die Planung ist die Geschäftsstelle Goslar des niedersächsischen Landesamtes für Straßenbau und Verkehr [NLStBV]. Ihren Klärungsbedarf zu den Details der Streckenführung hat die Landesbehörde bislang gemeinsam mit der Straßenbauverwaltung, der Verkehrsbehörde und dem Tiefbauamt der Stadt Duderstadt sowie mit der Polizei und dem Landkreis Göttingen erörtert. Ob dabei jemand vergessen wurde, lässt sich mit Sicherheit erst feststellen, sobald der erste Poller kommt.

Unser Dank für Planungsfehler

Konflikte wie diese sind eine Folge von mangelnden straßenbegleitenden Radwegen entlang von Bundes- und Landesstraßen im Kreis. Doch auch innerhalb der Stadtgrenzen treibt das planerische Nebeneinander bei Straßen und Radwegen drollige Blüten. Beispiele gefällig?

Der Göttinger Radverkehrsentwicklungsplan von 2017 hebt die drei Kreisverkehre entlang der Königsallee als ­unfallauffällig hervor: Allein am Knotenpunkt Grätzelstraße gab es binnen vier Jahren 24 Unfälle. Als Abhilfe hat man die Fahrradspur einfach auf die Fahrbahn verlegt: Der Radweg, einst um die Kreisverkehre herum geführt, endet nun direkt vor dem Kreisel, wo er in die stark befahrene Fahrbahn einmündet, erst danach findet er wieder in seine ursprüngliche Spur neben der Straße zurück. Wer die Gefahrstelle lieber nicht zwischen zahlreichen Bussen, Pkw und Lkw passiert, nimmt sicherheitshalber den Fußweg – verbotenerweise, versteht sich. Diejenigen, die die Unfallschwerpunkte regelmäßig befahren [müssen], wurden vor dem teuren Umbau nicht befragt: Wichtiger war der Bezug auf neueste Forschungsergebnisse, deren Verantwortliche eher selten auf dieser Strecke unterwegs sein werden. 

A propos Lkw: Rechts und links der Grätzel- bzw. Industriestraße, die das Zentrum mit den westlichen Stadtteilen verbindet, gab es bis 2014 einen richtigen Radweg – der verbliebene rote Belag und sogar eine separate Fahrradampel zeugen noch davon. Die Polizei allerdings weist darauf hin, dass der Radweg mittlerweile entwidmet wurde, also nicht länger mit dem Rad genutzt werden darf. Wer es dennoch tut, riskiert ein Bußgeld; wer es nicht tut und auf der Straße bleibt, wird entweder angehupt oder riskiert, von den schweren Lkw gleich zweier benachbarter Speditionen überrollt zu werden. Siegfried Lieske, Dezernent für Jugend, Schule und Ordnung, sah die Gefahrenlage deutlich entspannter: „Es ist einfach sehr viel sicherer, wenn Fahrradfahrer auf der Straße fahren statt auf dem Radweg.“ Die Folgen dieser allgemein formulierten Fehleinschätzung ließen sich mit dem Zusatzzeichen „Radfahrer frei“ für wenig Geld entschärfen, doch die paar Euro werden wohl lieber in den eRadschnellweg gesteckt. Klar – der führt ja auch zum Nordcampus und nicht ins Industriegebiet. 

Der Cheltenhampark zwischen Stadthalle und Geismartor besticht seit Jahren durch eine ausgesprochen originelle Regelung des Radverkehrs. Er ist nämlich nur von Süd nach Nord befahrbar: In Gegenrichtung muss das Rad durch den Park geschoben werden, der offizielle Radweg führt über den Schild[bürger?]-weg. Nun soll der Park umgestaltet werden. Dafür hat die Website der Stadt zu einem Beteiligungsverfahren eingeladen, tausende Interessierte haben ihre Ideen und Wünsche geäußert – gegenüber anderen Vorhaben ein deutlicher Fortschritt. Die Mehrheit der Befragten will den Radverkehr am liebsten aus dem Park verbannen und durch den Schildweg lenken. Damit führt die Nord-Süd-Hauptroute des Radverkehrs von Geismar nach Weende auch künftig über den Zebrastreifen am Neuen Rathaus. Wie sehr dieses Nadelöhr den Autoverkehr am Geismartor schon heute behindert, lässt sich jeden Morgen und Nachmittag erleben, wenn der Rückstau durch querenden Fuß- und Radverkehr sowie durch abbiegende Pkw und Busse die Kreuzung am Geismartor blockiert. Diese verheerende Wechselwirkung wird beim separaten Planen des Radverkehrs einfach übersehen – klar, ist ja auch ein anderer Bereich.

Viele Pläne – und keine Zeit mehr

Ob in der Stadt oder über Land: Die Verkehrsplanung in und um Göttingen weist selbst bei wohlwollender Betrachtung gravierende Schwächen auf. Separate Planungsstränge für die einzelnen Verkehrsträger lassen gute Ideen auf der einen Seite zu Behinderungen oder Gefährdungen an anderer Stelle werden. Somit ist die Forderung aus der „Motorwelt“ des ADAC nach einem schnellen Wandel des Gesamtsystems Verkehr tatsächlich berechtigt. Auf diesen Wandel nur zu warten ist sicher keine Alternative: Je länger an den bisherigen Planungen und Strukturen festgehalten wird, umso mehr wird der Umbau zu nachhaltiger Mobilität kosten – nicht nur an Geld, sondern gerade an Zeit, die niemand mehr hat: Nach Berechnungen von Umweltschutzorganisationen haben wir in Deutschland die für das gesamte Jahr 2022 nutzbaren Ressourcen bereits am 4. Mai vollständig verbraucht. Der für die ganze Erde ermittelte Tag fiel 2021 auf den 29. Juli – vor 20 Jahren lag er noch im Oktober. 

Dabei gibt es nicht wenige Pläne: Einen „Klimaplan Göttingen 2030“, aber auch einen „Klimaplan Verkehrsentwicklung“ und nicht zu vergessen den „Radentwicklungsplan“. Es sind derart viele Pläne, dass die Stadt ihr Themenpapier „Mobil sein und transportieren“ mit einen kleinen Exkurs beginnt – und dabei mit dem „Masterplan 100 % Klimaschutz“ auf Plan Nummer vier verweist. Keiner von ihnen kommt ohne das verbale Einmaleins des Projektmanagements aus: Es wimmelt von „umfassenden Strategien“ und „fokussierten Handlungsfeldern“, wichtige „Weichenstellungen“ werden beschrieben, zudem werden „ergänzend punktuelle, aktuelle Projektschwerpunkte zum Thema Mobilität in Form von Maßnahmensteckbriefen verankert“ [sic!]. Projektdeutsch für Fortgeschrittene – keine Sorge, die wollen sicher nur spielen. 

Wer mit Antworten überfordert ist, fragt einfach immer weiter

Das genannte Themen­papier bereitet die Ergebnisse einer ­Online-Befragung auf, bei der 740 Klimaschutz-Ideen eingingen, davon stolze 290 Vorschläge für eine bessere Mobilität. „Eure Ideen – unsere Antworten“ ist das Dokument betitelt und beweist eindrucksvoll, wie schön Schweigen sein kann. Schon folgt dieser Tage die nächste Umfrage: 17.500 Haushalte in Göttingen, Rosdorf und Bovenden dürfen im umfangreichen Fragenkatalog herumkreuzen und sich glücklich schätzen, falls sie keine Kinder haben. Zitat aus dem Fragebogen: „Und nun bitten wir darum, dass für jede Person ab 6 Jahren ein Wegeprotokoll ausgefüllt wird!“ [das Ausrufezeichen gehört tatsächlich zum Text]. Wenn die Auswertung der Ergebnisse der Fragequalität entspricht, dann gute Nacht.

So aber verspielt man Zeit, Geld und Engagement. Denn vieles von dem, was nun wieder erfragt werden soll [siehe goettingen-befragung.de], ließe sich auch günstiger und schneller erfahren, etwa beim ZIV. Der Zweirad-Industrieverband, Interessenvertretung der deutschen und internationalen Fahrrad- und E‑Bike-Unternehmen hat im März 2022 aktuelle Zahlen zum Fahrrad- und E-Bike-Markt 2021 präsentiert. Der Boom der Fahrradindustrie kennt kein Halten mehr: Die deutsche Produktion klassischer Räder erhöhte sich in einem Jahr um 13 %, bei E-Bikes um 8 %. Bei herkömmlichen Importrädern betrug der Anstieg zwar nur 5 %, beim E-Bike aber mehr als ein Viertel [26 %]. Jeder dieser Werte spiegelt die höchste Gesamtzahl der letzten zehn Jahre wider. Dazu ist der Umsatz mit Fahrrädern und E-Bikes innerhalb von zwei Jahren um 64 % gestiegen, denn der Trend zu hochwertigen E-Bikes und Fahrrädern hält ungebrochen an. 

Platz für drei Prozent aller Räder

Laut Statistik gab es 2021 rund 81 Mio. Fahrräder, jedes zehnte davon ein E-Bike. Demnach hat jeder Mensch in Deutschland ein eigenes Fahrrad, jedes zehnte motorisiert. Heißt für Göttingen: über 130.000 Fahrräder, davon 13.000 E-Bikes. Wer hierzulande mit dem Rad fährt, hat somit immense wirtschaftliche Bedeutung für die Allgemeinheit. Umso ärgerlicher, wenn die Göttinger Stadtoberen in Qualität und Tempo der [Rad-]Verkehrsplanung noch immer in den späten Achtzigern des letzten Jahrtausends verhaftet scheinen.

So gibt es laut digitalem Stadtplan in der gesamten City inklusive Bahnhofsvorplatz und den Radparkhäusern am Bahnhof und in der Hospitalstraße für 130.000 Fahrräder gerade einmal 3.771 ausgewiesene Abstellplätze – das sind weniger als drei Prozent. Fehlende Abschließmöglichkeiten sind einer der Gründe, weshalb allein in Göttingen über 1.000 Fahrräder pro Jahr als gestohlen gemeldet werden [die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen]. Kein Wunder, wenn die Spitzenbewertung der selbsternannten Fahrradstadt wegen der dramatisch hohen Diebstahlsquote nur mangelhaft benotet wird. 

Über 200 Euro pro Jahr fürs Parken, selbst wenn Du gar kein Auto hast

Der Radverlust wird umso schmerzhafter, da neue Räder, die zum bevorzugten Diebesgut zählen, in nur zwei Jahren um 50 % im Wert gestiegen sind [2019 929 €, 2021 1.395 €, Quelle ZIV]. Das wiederum liegt an der Zunahme von E-Bikes, die seit 2019 in Deutschland die klassischen Räder überholt haben. Für alle frisch Bestohlenen hat Oberbürgermeisterin Petra Broistedt in der aktuellen Presseinfo zum neuen Parkraummanagement vorgerechnet, dass jeder einzelne [Pkw-]Parkplatz im öffentlichen Raum die Göttingerinnen und Göttinger mehr als 200 € im Jahr kostet – „egal, ob sie selbst überhaupt ein Auto haben oder nicht“.

Ja, das will sie ändern und die über Jahrzehnte gepflegte Sonderrolle für das geliebte Vierrad mit scharfen Schnitten zurechtstutzen. Es werden neue Stellen geschaffen, hehre Ziele formuliert und Ausgaben neu verteilt. All das verdient Respekt und jede nur denkbare Unterstützung. Doch sollten wir die Stadt mit ihren wohlklingenden Plänen nicht allzu lange alleine lassen. Sonst widerfährt uns allen, was Schriftsteller John Steinbeck so trefflich formuliert hat: „Oft ist die Zukunft schon da, bevor wir ihr gewachsen sind.“

 

 So huschig sah übrigens Oberbürgermeisterin Petra Broistedt nach ihrer Probefahrt mit dem LeiLa-Lastenrad aus. Schließlich war es ihr erstes Mal und man muss sich tatsächlich erst an die Größe eines solchen Geräts gewöhnen.

 

VONWEGEN: Fahrrad-Service in Göttingen 

Räder sicher parken

→ Fahrrad-Parkhaus am Bahnhof 
Bahnhofsplatz 3, 37073 GÖ, Tel. 0551 791010 
Preise (in Klammern ermäßigte Tarife): Tag 1,30 €, Woche 6,50 € (5,40 €), Monat 19,00 € (14,00 €), Halbjahreskarte 78,00 € (64,00 €), fester Stellplatz 110,00 € (110,00 €), Jahreskarte 127,00 € (110,00 €), fester Stellplatz 167,00 € (167,00 €)

→ Fahrrad-Parkhaus Hospitalstraße 8
37073 GÖ, Preise: Tag 1,30 €, Woche 6,50 €, Monat 19,00 €, Special: 18 Schließfächer am Eingang zum Laden des Akkus während der Parkzeit (Preise wie beim Parken) E-Fahrradboxen am Wochenmarkt und am Parkhaus Groner Tor (je fünf Plätze), Preise: Tag 2,50 €, Woche 12,50 €, Monat 35 €, Special: Akkus können über die in der Box installierte Steckdose geladen werden

 

Räder kaufen, mieten, leasen oder reparieren

→ BIKE & OUTDOOR COMPANY GmbH & Co. KG 
Hannoversche Str. 43, 37075 GÖ, Tel. 0551 3890900, boc24.de/pages/fahrradgoettingen-boc-filiale, goettingen@b-o-c.com

→ Buycycles Fahrradservice 
Goßlerstr. 2, 37073 GÖ, Tel. 0551 49208371, buycyclesgoettingen.de, Specials: Bike-Leasing, Gebrauchträder

→ CUBE Store GÖ 
Königsallee 243, 37079 GÖ, Tel. 0551 2052 5239, cube-storegoettingen.de, info@cube-goettingen.de, Specials: E-Bike-Verleih, Bike-Leasing

→ e-bike-family
Olaf Gerling, Merkelstraße 28, 37085 GÖ, Tel. 0170 1414301, e-bike-family.de, info@e-bike-family.de, Specials: hochwertige Lastenräder, Transporträder und große Fahrrad-Anhänger, Elektrofahrzeuge, Kabinenroller und Pritschen der Marke Elektrofrosch-Berlin sowie Spezialzubehör wie Solaranlagen, diverse Aufbauten und Alu-Transportkisten

→ Fahrrad-Doc
Filiale Petrikirchstr. 18 / Ecke Hennebergstr., 37077 GÖ, Tel. 0551-20013848, fahrrad-doc.de, komm@fahrraddoc.de, Filiale Humboldtallee 30, 37073 GÖ, Tel. 0157-75374303, Specials: Bau und Umbau von Fahrrädern, Liege- und Dreirädern zu E-Bikes, Leihräder, Schlauchautomat 

→ Fahrradgarage Gleichen 
Von-Ossietzky-Str. 1, 37085 GÖ, Tel. Verkauf 0551 29131819, Werkstatt 0551 29216334, Mobil 0170 8090566, fahrradgarage-gleichen.de, info@fahrradgarage-gleichen.de, Specials: Testcenter inkl. geführte Testfahrten [u. a. im Harz!] für Gravel-, Downhill-, Liteville- und E-Bikes, Bike-Leasing-Service, Beratung für Liege- und Dreiräder

→ Fred Cycles 
Am Geismartor 2, 37085 GÖ, Tel. 0551 51774161, fred-cycles.business.site, fred.Cycles@gmail.com, Specials: Reparaturen und Restaurationen, Gebrauchträder und Second Handmade Custom Bikes, MTB-Verleih, Fahrtechnik-Kurse und Trail Guiding

→ Oelle’s bike service  
Jüdenstr. 3, 37073 GÖ, Tel. 0551 3879419, oellesbikeservice.deinfo@oellesbikeservice.de

→ Pedalritter 
Groner-Tor-Str. 23, 37073 GÖ, Tel. 0551 56435, pedalritter.degoettingen@pedalritter.de

→ Pimp my bike 
der mobile Fahrradservice, Tel. und WhatsApp 0170 9676114, pimp-my-bike-service.de, Specials: Domino‘s-Wartungsservice, eigener Lkw 

→ Radelaktiv 
Friedrichstr. 1, 37073 GÖ, Tel. 0551 5085866, radelaktiv.de, Special: Leih-Fahrräder 

→ Behrens GmbH 
Gotmarstr. 3, 37073 GÖ, Tel. 0551 541089, rsc-online.de, info@rsc-online.de, Special: Fahrradkonfigurator 

→ R & W Zweirad-Team
Groner Landstr. 21, 37081 GÖ, Tel. 0551 4887676, rw-zweiradteam.derw.zweiradteam.goettingen@gmail.com

→ Swapfiets 
Jüdenstra.e 1 + 2, 37073 GÖ, Tel. (inkl. WhatsApp) 030 70014500, swapfiets.de/gottingen, info@swapfiets.de, Specials: Abo von Fahrrädern und E-Bikes, Sondertarife für Studierende und Azubis 

→ ultraRad 
Reinhäuser Landstr. 22a, 37083 GÖ, Tel. 0551 484113, ultrarad.deinfo@ultrarad.de, Specials: Velo-Checker für Maßrahmenbau, Ergonomie-Knowhow

→ Velo-Voss GmbH 
Lange-Geismar-Str. 72–73, 37073 GÖ, Tel. 0551 484236,velo-voss.de, info@velo-voss.de

→ Velo Unlimited UG 
Kurze Str. 3, 37073 GÖ, Tel. 0551 48835137, velo-unlimited.de, info@velo-unlimited.de

→ marcobike 
Fahrrad-Parkhaus am Bahnhof), Bahnhofsplatz 3, 37073 GÖ, Tel. 0551 791010, marcobike.de, info@marcobike.de, Specials: Leih-Fahrräder, Bikeleasing, Werkzeugstation 24/7, Sondertarife für Studierende

 

Infos rund ums Rad

→ ADFC Kreisverband Göttingen e.V. 
Geiststraße 2 (GUNZ), 37073 Göttingen, Tel. 0551 4994585, adfc-goettingen.deinfo@adfc-goettingen.de, Specials: Geführte Radtouren, Fahrradkodierung, Verkauf von Gebrauchtfahrrädern, Ausleihe von Packtaschen und Anhängern, pers. Beratung [Mittwochs 19–20 Uhr, donnerstags 18–19 Uhr und nach Vereinbarung], spendenfinanzierte

→ Selbsthilfewerkstatt 
Güterbahnhofstraße 13, 37073 Göttingen, Donnerstags 17.30–19.30 Uhr

→  AStA-Sekretariat
Goßlerstraße 16a, 37073 Göttingen, Tel. 0551 394564, asta.uni-goettingen.de, sekretariat@asta.uni-goettingen.de, Specials: Leih-Fahrräder: Pro Tag: 1 € [Anzahl stark begrenzt], spendenfinanzierte autonome Fahrradwerkstatt zur Selbsthilfe [Öffnungszeiten siehe facebook.com/ProjectBiggecustoms]

→  BUND Kreisgruppe Göttingen 
Geiststraße 2 (GUNZ), 37073 Göttingen, Tel. 0551 56156, bund-goettingen.de, mail@bund-goettingen.de, Specials: Online-Infoseite einkaufen-mit-dem-rad.de/goettingen.shtml

→ LEILA-Initiative des ADFC 
Göttingens erstes Projekt für freie Lastenfahrräder ermöglicht die kostenfreie Ausleihe von Lastenfahrrädern an fünf Standorten in der Region für die Dauer von 3 Tagen, Kontakt: leila.bike/ausleihen, lastenrad@adfc-goettingen.de

→ Stadt Göttingen 
FD Stadt- und Verkehrsplanung, Hiroshimaplatz 1–4, 37078 Göttingen, Tel. 0551 4002563, goettingen.de, planung@goettingen.de

→ Mountainbike Verein Göttingen e.V. 
c/o Kai Schürmann, Mühlenstr. 1a, 37073 Göttingen (Kontakt auch über (Kontakt auch über „Fred’s Cycles“, siehe oben), Tel. 0174 7655088, mtbvg.de, info@mtbvg.de, Interessenvertretung für alle MTB-Fans mit eigenem Kodex für mehr Wald- und Naturschutz und sicheres Fahren, Specials: regelmäßige Treffen, Ausfahrten und Geländetouren u. a. als Schnitzeljagd, Bunny Hop Contest, Wheelie Contest, Jump Contest

 

Diese Angaben wurden im April und Mai 2022 zusammengetragen. Die Aufnahme in dieses Verzeichnis war kostenfrei. Trotz sorgfältiger Recherche erhebt diese Liste weder Anspruch auf Vollständigkeit noch übernehmen wir Gewähr für die Korrektheit der Daten. Wenn wir jemanden vergessen haben sollten oder sich versehentlich ein Fehlerteufel eingeschlichen hat, möge man uns aber gerne bescheid@vonwegenverlag.de sagen.  

 

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