Im Zeichen des Freaks

#Kulturtipps #Musik #HipHop #Lokales #Konzert 

Hip-Hop-Liebhaber*innen, die die Boom-Bap-Ära und deren Ab- und Verzweigungen miterlebt haben, wurden am Samstag, den 03.02.2024, zurückversetzt in die 1990er. Denn die HipHop-Legende Sascha Reimann alias Ferris MC brachte gemeinsam mit DJ Stylewarz in der musa die Bühne zum Beben. Wir waren live vor Ort und haben uns ausführlich amüsiert ... 

[Text & Fotos: Raffael Siegert]

Ferris MC startete seine Laufbahn als Rapper in Bremen, gemeinsam mit Flowin Immo waren sie die Freak Association Bremen [F.A.B.]. 1995 brachten die beiden ihr erstes Album „Freaks“ heraus. F.A.B. hatte den Status eines Sonderlings in der damaligen „kleinen“ HipHop-Szene, denn hier handelte es sich um die kiffenden Freaks, die Stile vermischten und dennoch in der Szene credibility genossen. Dann kam 1997 der Bruch und Immo und Ferris MC gingen jeweils eigene Wege. Insbesondere Ferris MCs Debüt-Album „Assimetrie“ lief damals in sämtlichen Jugendzimmern auf Rotation, in denen nicht selten auch Plexi-Glas-Bongs gequalmt haben. Es folgten viele weitere Alben und im November erscheint nun das nächste. Doch vorher ist Ferris mit DJ-Legende Stylewarz auf einer ausgiebigen „Audiobiographie Legacy-Tour" unterwegs.

Die musa war gut gefüllt, möglicherweise sogar ausverkauft. Leider kamen wir zu spät für den Auftritt von Amir P, der an diesem Abend den Part des Einheizers offensichtlich ziemlich gut übernommen hatte, denn die Stimmung war schon heiß am Brodeln. Doch wir hatten uns leider etwas zu lange bei VONWEGEN-Vanessa verquatscht und Amir hatte überpünktlich begonnen. Schade! Allerdings war der Auftritt von Amir wohl sehr gut, so kam es mir zu Ohren. Ein Track soll er auch mit der Göttinger Klapse Crew performt haben, zu deren Mitgliedern Nilsmann, Martini und Amir P höchstpersönlich gehören, wobei Letzterer seit Ewigkeiten in Hamburg lebt und extra angereist war.

 Amir P. hält seinen Wochenende-Body in den Händen.

 So sah es im VONWEGEN-Wohnzimmer aus, als wir den Auftritt von Amir P. verpasst haben. Mehr aus unserem Wohnzimmer findet Ihr übrigens hier: Instagram@vonwegenverlag

Freak out!

Pünktlich als wir eintrafen legte Ferris los. Die Köpfe des Publikums nickten ausschweifend, viele tanzten und rappten textsicher mit. Er spielte alle seine Klassiker wie „Tanz mit mir“, „Im Zeichen des Freaks“ und natürlich „Zur Erinnerung“. Auch wenn das Publikum mehrheitlich Ü30 und Ü40 war – hierzu machte er eine kleine Umfrage – so dürften sich allesamt in die späten 1990er und frühen 2000er des Underground-HipHops zurückversetzt gefühlt haben. Als Zugabe gab es dann tatsächlich noch „Reimemonster“ – bei der das Publikum Afrobs Rolle einnahm und standesgemäß dessen Part rappte. Natürlich darf man auf keinen Fall unerwähnt lassen, dass Ferris langjähriger Weggefährte und DJ-Legende Stylewarz mit auf der bebenden Bühne stand und den dazu passenden krassen Sound ablieferte. Stylewarz sei jemand der immer zu Ferris MC gehalten hatte, so steht es in der 2022 erschienen Biografie „FERRIS Ich habe alles außer Kontrolle. Kein Roman“. 

 Immer noch fit, fresh, fancy und vor allem freaky: Ferris MC

 Der immer noch coole Master des Beats: DJ Stylewarz

Zu Stylewarz gibt's weiterhin anzumerken, dass er u.a. Mitglied der Band No Remorze ist, die bereits gegen Ende der 1980er musizierte. No Remorze lassen sich dem Sub-Genre Brit-Core zuordnen, das auch unter Hardcore-Hörer*innen ein hohes Maß an Beachtung fand. So standen mit DJ Stylewarz, auch bekannt unter dem Namen „Lötfinger“, und Ferris MC nun zwei Reptilien auf der Bühne. Umso passender, dass der erst vor Kurzem erschienene Track „Nashorn“ beim Publikum sehr gut ankam. Bei diesem Track hört man etwas Deichkind-Einfluss heraus, was nicht verwundert, denn von 2008 bis 2018 war Ferris MC Mitglied der besagten Band. Nach diesem einschlägigen Erlebnis sind wir schon total gespannt auf das demnächst erscheinende Album „Mortal Comback“. Im Anschluss an das Konzert hörte ich von verschiedenen Leuten, dass man sich einen neuen F.A.B.-Track bzw. ein Feature mit seinem ehemaligen Weggefährten Flowin Immo wünschen würden, aber das wird vermutlich – leider – nicht passieren. So oder so – wir freuen uns riesig auf das neue Album, denn der Abend in der musa war ein Fest!

 

 Ferris MC bescherte seinem Publikum in der musa große Begeisterung.

 Unserem freien Autor Raffael tut es ganz besonders leid, dass es wohl never ever eine F.A.B.-Fortsetzung geben wird. Wenn Ihr ihn trösten wollt, findet Ihr ihn auf Instagram@Raffael_Siegert 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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