Expedition in die musa

#Kulturtipps #Lokales #Fotoreport #Arbeit+Leben #LebenLernen

Warum die 10-jährige Caja und die rasende Reporterin Vanessa den Zukunftstag am 27. April mit einer Fotoreportage in der Göttinger musa verbracht haben? Weil es dort verdammt viel zu entdecken gibt und wir ultimative Lust dazu hatten! Was das größte soziokulturelle Zentrum Südniedersachsens alles zu bieten hat, offenbaren wir Euch mit vielsagenden Bildern und hinter die Kulissen guckenden Worten.

[Text: Vanessa Pegel | Fotos: Caja Kofri & Vanessa Pegel]

Bevor wir mit unserer Expedition in die musa starten, erklären wir Euch noch kurz, was es mit dem Zukunftstag auf sich hat, falls Ihr es noch nicht wisst: Die Idee für den Zukunftstag, der früher Girl'sDay bzw. Mädchen- oder Töchtertag hieß, stammt aus den USA. "Take our daugthers to work" war 1993 das zugrunde liegende Motto, das Eltern, Verwandte und Bekannte dazu bewegen sollte, Schülerinnen ab der fünften Klasse an diesem besonderen Tag im Jahr mit zu ihrem Arbeitsplatz zu nehmen, um ihnen einen Einblick in ihre berufliche Tätigkeit zu eröffnen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sollte der Girl'sDay anfangs vornehmlich dazu dienen, Mädchen für technische, naturwissenschaftliche, handwerkliche und IT-Berufe zu begeistern und praktische Erfahrungen zu sammeln. Weil sich dabei aber ziemlich schnell herausgestellt hat, dass es viel sinnvoller ist, die Girls selbst entscheiden zu lassen, in welches Berufsfeld sie am liebsten reinschnuppern möchten, geraten seither viele Eltern bei dem Versuch, ihrem Nachwuchs einen geeigneten Praktikumsplatz zu organisieren, ins Schwitzen und viele scheitern sogar daran. Deshalb wäre es super, wenn sich noch viel mehr Unternehmen, Freiberufler:innen und Institutionen dazu bereit erklären würden, die Kids am Zukunftstag mit offenen Armen zu empfangen und ihren Horizont zu erweitern.

Außerdem waren die Jungs natürlich neidisch auf den Girl'sDay, weshalb sie mittlerweile ebenfalls mitmachen dürfen und das Ganze jetzt Zukunftstag heißt. Unsere weitsichtige Caja hat dagegen rein gar nichts einzuwenden, allerdings ist sie der Ansicht, dass der Zukunftstag schon ab der ersten Klasse stattfinden sollte. Damals wollte sie nämlich eine Prima-Ballerina werden, die auf einem Pferd tanzt, und das hätte sie wirklich gerne mal ausprobiert, erinnert sich die Fünftklässlerin an ihren allerersten Berufswunsch und fügt nach kurzen Überlegungen weise hinzu: "Wahrscheinlich wäre es aber schwierig gewesen, jemanden zu finden, der diesen Job anbietet." 

 

 Noch so jung und schon so schlau: Caja beim Brainstorming im VONWEGEN-Van.

 

Die Ergründung der Eierlikörtorte

Unter dem Motto "Forscherinnen fanden heraus und gingen dann gleich wieder rein" erkundeten wir das Objekt unseres investigativen Interesses, das sich musa nennt und gerne mit einer Eierlikörtorte verglichen wird – nicht nur wegen der gelben Fassade, sondern auch wegen des cremigen Inhalts. "Im ersten Stock befindet sich das Sahnehäubchen der Soziokultur", erklärt uns Tine Tiedemann, "also Räume für Workshops und Kurse, Konzerte und Partys, Lesungen, Theater, Tanz, Musik und andere soziale und kulturelle Projekte. In der Tortenmitte, also im Erdgeschoss, kann man seit dem Um- und Ausbau im Jahr 2021 in die Creme-Füllung eintauchen: die Kultur- und Kreativetage mit Büroräumen, Ateliers, einem Co-Working-Space, Werkstätten und einer Probebühne, die auch als Ausstellungsraum oder für Seminare, Kongresse und Workshops genutzt werden kann. Die Mieter:innen kommen aus den Bereichen Fotografie, Grafikdesign, Film, Marketing, Journalismus, Bildende Kunst und Verlagswesen. Der knusprige Boden der Torte ist der Keller mit 18 Übungsräumen für Bands jeglicher Couleur, einem Tonstudio und einem Co-Bandraum." 

 

Die musa in Zahlen: ca. 270 Veranstaltungen jährlich mit insgesamt 43.000 Besucher:innen von Konzerten, Partys, Lesungen und anderen Projekten. Hinzu kommen rund 23.000 Nutzer:innen von Kursen und Workshops. Mit 5000 qm ist die musa das größte soziokulturelle Zentrum Südniedersachsens und dank Tine Tiedemann, Gaby Radinger und dem restlichen musa-Team werden keine Mühen gescheut, ihre Eierlikörtorte immer unwiderstehlicherer zu machen.

 

 Tine Tiedemann heißt uns in ihrer Eierlikörtorte herzlich willkommen.

 

 Ein Bild, das für sich spricht. Soziokultur at its best.

 

 Hier seht Ihr einen kleinen Teil der Probebühne, wo auch Ausstellung, Kongresse, Workshops und Seminare stattfinden. Während des zweiten Weltkriegs musste das musa-Gebäude als Heeresbäckerei herhalten und der kleine, niedliche Raum rechts im Bild fungierte als eine Art "Pförtnerkabuff", erzählte uns die liebe Tine Tiedemann und fügte hinzu: "Aber mittlerweile haben wir es geschafft, aus einer schlechten Geschichte ein gute zu machen."

 

 Epochale Graffitikunst am Eingang zum Konzertsaal der musa

 

 Supergirl Caja at work.

 

 Der Fotograf Marco Buehl gehört zur Cremefüllung der musa-Torte und freut sich darüber, dem begeisterten Frithjof am Zukunftstag ein bisschen was von seinem fotografischen Wissen mit auf den Weg zu geben. 

 

 Dieser Aufkleber an der Ateliertür von Patricia Saavedra, Bianca Buch und Annette Neumann verdeutlicht charmant das Programm hinter der Tür.

 

 Mehr über die Malerin Patricia Saavedra und ihre feministischen Portraits erfahrt Ihr in der 31. Ausgabe unseres heiß geliebten VONWEGEN-Magazins. Hier und heute zelebriert sie erstmal den Zukunftstag mit Fabi und zeigt ihm, wie man am besten den Pinsel schwingt. 

 

 Knallige Wunderwerke von der Siebdruck-Künstlerin Anneken Neumann.

 

 Clément macht Marketing für Gabelstapler, aber nach der Geburt seines zweiten Kindes kam er in seinem Homeoffice nicht mehr wirklich dazu. Deshalb verlegte er im Februar 2023 seinen Schreibtisch in die Kreativeetage der musa und fühlt sich dort seither sehr wohl. 

 

 Ein etwas anderer Elchpreis als man ihn normalerweise in Göttingen kennt. 

 

 Bei der Renovierung der musa kamen Filmplakate aus den 1970er und 1980er Jahren zum Vorschein.

 

 Auch dieses süße und sehr freundliche Wollknäuel mit Knopfaugen namens Peppi fühlt sich in der Kreativetage der musa pudelwohl. 

 

 Der Medienpädagoge Tobias Milde [super Nachname für seinen Job!] und sein knuffiger Hund Peppi in ihrem Stück musa-Torte, das sie sich mit vielen Pflanzen und Sebastian [siehe unten] teilen. Tobias arbeitet als fester Freier beim Blickwechsel e.V., der ersten medienpädagogischen Einrichtung Deutschlands.  

 

 Der viel beschäftigte Videoproduzent Sebastian – der laut Tine Tiedemann 24/7 hinter dieser Palme zu finden ist, wenn er nicht gerade mal vor der Tür eine raucht – hat eigentlich Biologie studiert und produziert am liebsten wissenschaftliche Videos für Unternehmen aus der Biotech-Branche.

 

 In der Redaktion von SHE works!, dem neuen Göttinger Magazin für Karrierefrauen und die es noch werden wollen, ist gerade niemand am worken, deshalb konnten wir dort leider nicht stören. Wir sind aber trotzdem schwer beeindruckt davon, wieviele Magazin-Ausgaben mittlerweile schon erschienen sind [siehe Regal rechts im Bild]. 

 

 Kakao- und Croissantpause mit unserem Girlsday-Supergirl Caja im VONWEGEN-Van

 

 Traurige Aussicht und in Zeiten der Klimakrise eine doofe Schweinerei: direkt neben der Musa wurden 47 Bäume gefällt, damit dort zukünftig drei LKW Platz zum Parken haben.

 

↑↓ Wenn Raben was zu sagen haben: Graffitikunst des Kollektivs Studio 07 aus Göttingen. 

 

 Lässt die Herzen von Volleyballfans sogar schon bei niedrigen Temperaturen höher schlagen: das Beachvolleyballfeld an der musa.

 

 Der Trimm-Dich-Pfad kann abdanken, denn mittlerweile gibt's – dank der Initiative des Fotografen Marco Buehl – an der musa den Calisthentics Park. 

 

 Eine kleine Anleitung zur calisthentischen Körperertüchtigung. 

 

 Caja hängt sich rein. Bei soviel Schwung wird aus diesem Supergirl ganz bestimmt mal eine Superfrau.

 

↑↓ Das HW2-Projekt des Peloton e.V. an der musa: Hier werden ausrangierte Schiffscontainer umgestaltet und langfristig für verschiedenste Projekte nutzbar gemacht. Neben einer bereits ausgebauten Werkstatt soll hier nach und nach mehr Raumgeschaffen, der die demokratische Organisation des Projekts, kulturelle Veranstaltungen, Diskussionen und Workshops beherbergt. 
"Im Mittelpunkt steht für uns die gemeinschaftliche Nutzung von Raum und Ressourcen. Wir wollen ein Netzwerk schaffen, das es Menschen ermöglicht ihre Ideen ohne große bürokratische Hürden in die Tat umzusetzen. Das Projekt ist in erster Linie ein Experiment – ein Versuch Dinge, Ideen, Wissen und Verantwortung zu teilen um so neue Formen des Miteinanders zu erproben", so die Organisator:innen. Wir sind schon sehr gespannt, was sich dort nach der lähmenden Corona-Zeit im Sommer alles entwickeln wird und freuen uns darauf. 

 

 

 Über die Lebensmittel an diesem, gerade leer gefegten Foodsharing-Place freuen sich jeden Tag rund 60 Menschen.

 

 So funktioniert es: Foodsharing-Anleitung in acht Sprachen. 

 

 Auch im Atelierhaus neben der Musa finden Künstler:innen eine mietpreisgünstige Heimat, in der sie sich ungestört kreativ austoben können. 

 

 Wie man sieht, genießt die rasende Reporterin Vanessa den Zukunftstag mit der aufgeweckten Caja in vollen Zügen und legt Euch allen wärmstens ans Herz, mal selber eine Expedition in die musa zu starten. 

 

 

 

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