Blue Flash
Wer kann schon von sich selbst behaupten, während seines Studiums maßgeblich an der Konstruktion eines Rennwagens beteiligt gewesen zu sein und damit auch noch an einem internationalen Wettbewerb inklusive Autorennen teilgenommen zu haben? Die Antwort lautet: das Blue Flash-Team der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim/Holzminden/Göttingen.
[Text: Vanessa Pegel | Fotos: Blue Flash]
↑ Sind gerade dabei, einen eigenen Rennwagen zu konstruieren: Moritz, Liv und Jonas vom Blue Flash-Projekt an der HAWK Göttingen.
„Was uns bei Blue Flash verbindet, ist die Leidenschaft für den Motorsport und die Begeisterung, innerhalb eines Jahres ein eigenes fahrbereites, einsitziges und technisch anspruchsvolles Fahrzeug zu entwickeln“, sagt Moritz [Foto oben links], Dualstudent der Elektro- und Informationstechnik an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Gesundheit der HAWK in Göttingen. Bei Blue Flash nimmt er die Funktion eines sogenannten „Scrum-Masters“ ein. „Scrum“ ist ein Vorgehensmodell aus dem Projekt- und Produktmanagement zur Entwicklung von agilen Arbeitsmethoden. Dabei organisiert das Team die Bearbeitung von Aufgaben selbst, während die Rolle des klassischen Projektleiters geteilt wird. So richtet der Product Owner seinen Fokus auf ein gutes Produkt, während der Scrum Master sich der Teamentwicklung widmet und über die Einhaltung der Werte Mut, Offenheit, Respekt, Fokus und Commitment wacht. Neben der Konstruktion eines erstklassigen Fahrzeugs fasziniert den 20-jährigen Moritz vor allem die realistische Simulation von Aufgabengebieten des späteren Berufslebens. Denn nicht nur Technik, sondern auch Design, Marketing, Finanzen und Projektmanagement spielen eine erhebliche Rolle für den Erfolg des Blue Flash-Rennwagens. „Unser interdisziplinäres Team besteht derzeitig aus 25 Studierenden und setzt sich primär aus den Studiengängen Elektro-/Informationstechnik und Präzisionsmaschinenbau zusammen. Die Fächer Physik, Wirtschaftsingenieurwesen und Design ergänzen die Aufstellung des Teams und fördern die außergewöhnliche Interdisziplinarität“, erklärt die 21-jährige Liv [sieheFoto oben] und führt wieder aus: „Das Projekt bringt aber nicht nur Studierende aus verschiedenen Studiengängen, Semestern und Fakultäten, sondern auch aus verschiedensten Kulturen zusammen und, wie man an mir selbst sieht, können auch Studierende anderer Unis an der Mission teilnehmen.“ Im Blue Flash-Projekt kann sich die Germanistik-Studentin der Georg-August-Universität als Public Relations- und Social Media-Beauftragte selbstverwirklichen. „Sich neben dem Studium zu engagieren, einzigartige Erfahrungen und Know-how zu sammeln, die keine Vorlesung bieten kann, das ist unser Antrieb“, schwärmt Jonas [Foto oben rechts], der an der HAWK Göttingen Wirtschaftsingenieurwesen studiert und bei Blue Flash ebenfalls als Scrum Master sowie für Sponsoring und Finanzen zuständig ist. Als begeisterter Formel 1-Fan kann es der 22-Jährige kaum erwarten, im Sommer 2021 am internationalen Konstruktionssoweit ist, gibt es noch viel zu tun. Wer nun total geflasht ist und am liebsten sofort selbst am Blue Flash-Rennwagen herumschrauben möchte, der*die entscheidet sich am besten für einen Studiengang an der Fakultät für Ingenieurwissenschaften und Gesundheit der HAWK in Göttingen [mehr Infos auf www.hawk.de/i] und schreibt eine E-Mail an die liebe Liv [kommunikation@blueflash-hawk.de]. Oder Ihr übt Euch in Geduld und wartet darauf, dass wir Euch hier an dieser Stelle noch tiefere Einblicke in diese außergewöhnliche Mission und ihre Teilnehmer*innen eröffnen werden …
Entwickeln + Schrauben = Blue Flash
Alle Technikbegeisterten, die noch nicht wissen, was sie mit ihrer Begeisterung beruflich anstellen wollen, werden wahrscheinlich gleich große Augen bekommen. Denn wenn sie sich für den Studiengang Präzisionsmaschinenbau [PMB] an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim/Holzminden/Göttingen entscheiden, können sie nicht nur wie Jan nebenher eine vergütete Ausbildung absolvieren, sondern auch noch im Rahmen des Blue Flash-Projekts bei der Konstruktion eines Rennwagens Hand anlegen, um damit an einem internationalen Wettbewerb inklusive Autorennen teilzunehmen.
↑ HAWK-Student und Blue Flash-Mitglied Jan mit seinem geliebten Getriebe
So hat der 21-jährige Jan kürzlich gemeinsam mit seinen Blue Flash-Teamkolleg*innen eine neue Getriebeeingangswelle für den Elektro-Rennwagen E_HAWK, auch liebevoll Hoppel genannt, konstruiert. „Dieses Bauteil transportiert die Motorkraft ins Innere des Getriebes, die dann auf die Räder übertragen wird“, erklärt Jan enthusiastisch. „Im Gegensatz zur vorherigen Getriebeeingangswelle haben wir die neue so ausgelegt, dass Verschleißteile jetzt nur noch ein paar Euro kosten und nicht mehr wie vorher ein paar hundert Euro.“ Wenn sich dann diesen Sommer – sofern Corona es zulässt – um die 500 Teams aus aller Welt zum Konstruktionswettbewerb Formula Student einfinden, wird die neue Welle voraussichtlich mit einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h über den Asphalt flitzen. Damit im Gegenzug auch wirkungsvoll auf die Bremse getreten werden kann, arbeitet der PMB-Student Lukas [siehe Foto unten links] gerade an einer Konstruktion für das Padelboard. „Selbiges dient unter anderem als Aufhängung für das Gas- und Bremspedal“, erläutert der 23-Jährige. „Dabei soll die Verbindung zum Rahmen lösbar gestaltet werden, sodass Teammitglieder unterschiedlicher Größe mit dem Rennwagen fahren können. Hier einen Mittelweg zu finden ist nicht leicht, weil sich diese Anforderungen eigentlich gegenseitig ausschließen.“
↑ HAWK-Student und Blue Flash-Mitglied Lukas denkt und schraubt am Padelboard herum.
Wer beim Formula Student-Rennen Anfang August in Spanien am Steuer des E_HAWK-Rennwagens sitzen wird, darauf ist Elga Müller, PR-Kollegin von der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit der HAWK Göttingen [mehr über die Studiengänge auf www.hawk.de/i], schon gespannt wie ein Flitzebogen. Denn auch wenn Elga selber lieber Ski statt Auto fährt, ist sie ein absoluter Blue Flash-Fan und unterstützt das derzeitig 25-köpfige Team, wo sie nur kann.
Frauen bei Blue Flash
Weil wir beim VONWEGEN gerne auf die Kompetenz von Frauen bauen, haben wir uns gefragt, ob dies wohl auch beim Formula Student-Team Blue Flash der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen der Fall ist [mehr über Blue Flash auch auf vonwegenverlag.de/blueflash]. Bei dieser Gelegenheit stießen wir auf die Präzisionsmaschinenbau-Studentin Elaine Luna Buchholz. Bevor die 21-Jährige ihr Studium an der Fakultät Ingenieurwissenschaft und Gesundheit aufnahm, besuchte sie ein berufsbildendes Gymnasium, wo sie sich wegen einer guten Lehrerin mit hohen Ansprüchen besonders für das Fach Metalltechnik begeisterte. Ihre herausragenden Leistungen und ein Praktikum bei einem deutschen Automobilhersteller bestärkten Elaine darin, ihre Leidenschaft für Technik als erste Person aus ihrer Familie in ein Studium münden zu lassen.
↑ Elaine schraubt am Blue Flash-Rennwagen
Als sie dann durch zwei ihrer Kommilitonen von Blue Flash erfuhr, war sie spontan Feuer und Flamme für das Rennwagen-Projekt und wurde im Dezember letzten Jahres Teammitglied. Zu Beginn war nicht das Schrauben an einem Elektrorennwagen, sondern das Arbeiten im Team entscheidend für sie. Doch mittlerweile ist sie auch vom Bau des Rennwagens fasziniert und nimmt am Wahlpflichtmodul „Fahrzeugtechnik“ teil, was sie vorher nicht für möglich gehalten hatte. Als eines von drei weiblichen Teammitgliedern beschreibt sie den Umgang mit ihren Teamkollegen als sehr respektvoll und fühlt sich als Frau weder bevorzugt, noch benachteiligt. Im August tritt das Team bei den Wettkämpfen Formula Student Spain in Barcelona und Formula Formula Student Germany auf dem Hockenheimring an. Wir drücken dolle die Daumen, dass alles rund läuft, und werden im nächsten VONWEGEN-Magazin ausführlich darüber berichten. Mehr davon auch auf www.blueflash-hawk.de.