Wer war Walaa?

#Macht+Protest #Lokales #Femizid

Alle drei Tage stirbt in Deutschland eine Frau, weil sie von ihrem Mann umgebracht wird. Am 5. Mai erschütterte ein solcher Femizid Göttingen. Die 34-jährige lebensfrohe und humorvolle Frau hieß Walaa und hatte vier Kinder … 

Weil sie sich ein selbstbestimmteres Leben wünschte, verließ Walaa ihren Mann und zog nach Göttingen/Grone. Doch er war immer noch der Vater ihrer Kinder, die sie ihm nicht vorenthalten wollte. So kam es in der Nacht vom 4. auf den 5. Mai dazu, dass diese vier Kinder – das jüngste 7 und das älteste 14 Jahre – im Nebenzimmer mit anhören mussten, wie ihre Mutter von ihrem Vater während eines heftigen Streits ermordet wurde. Ob und wie ein Mensch jemals darüber hinwegkommen kann, übersteigt die Vorstellungskraft des Erträglichen. Deshalb bleibt uns nur zu hoffen, dass es trotzdem gelingt. Und wir können uns engagieren, damit keine Frau mehr so sterben muss wie Walaa. Indem wir nicht bloß einfach den Fernseher lauter stellen, wenn es bei unseren Nachbar*innen „mal wieder rund geht“, sondern den Mut haben, gemeinsam mit anderen Hausbewohner*innen an ihre Tür zu klopfen oder im Zweifelsfall lieber einmal zuviel die Polizei zu rufen. Indem wir misshandelten Frauen unsere Hilfe anbieten oder ihnen sagen, wo sie welche bekommen. Indem wir uns, anstatt zu schweigen und uns zu schämen, schnellstmöglich Hilfe suchen, wenn wir selber eine dieser Frauen sind. Und wir brauchen nicht nur mehr Frauenhäuser, sondern auch Männerhäuser für Männer, die sich so machtlos fühlen, dass sie mit aller Gewalt gegen ihre Ohnmacht ankämpfen, indem sie ihre Frauen misshandeln oder sogar umbringen. Für die liebevolle Mutter von vier Kindern aus Göttingen kommt jede Hilfe zu spät, aber vielleicht kann der nächste Femizid verhindert werden. 

Zu Erinnerung an Walaa und die unfassbar vielen anderen Frauen, die von ihren [Ex-]Männern ermordet wurden, pflanzte das Frauenhaus, der Frauennotruf [Telefon: 0551-44684], das Netzwerk gegen Femizide Göttingen und das Stadtteiltreffen Grone bei einer Gedenkveranstaltung im Nachbarschaftszentrum Grone am 14. Mai einen Baum – genauer gesagt einen Rotdorn, der jedes Jahr zu der Zeit blüht, an der Walaas Lebenslicht auf grausame Art und Weise für immer erloschen ist.

[Text & Fotos: Vanessa Pegel]

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PS: Mehr zum Thema "Gewalt gegen Frauen" findest Du hier.

 

 

 

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